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Meine 7 besten Tipps, wie Du Dir mit ganz einfachen Mitteln ungehinderten Zugang zu Deiner Kreativität verschaffen kannst

Vor ungefähr drei Jahren erhielt ich eine Anfrage von einer jungen Design-Studentin, die ich im Rahmen eines meiner Projekte kennengelernt hatte.

„Wir sollen eine Hausarbeit schreiben über Kreativitätstechniken. Dazu würde ich Dich gerne einmal befragen.“

Ich musste ziemlich irritiert ausgesehen haben. Kreativitätstechniken? „What the hell ist das denn“, fragte ich sie.

Jetzt war sie diejenige, die verwirrt war. „Wie kannst Du künstlerisch arbeiten ohne Kreativitätstechniken einzusetzen?“ „Keine Ahnung. Irgendwie geht´s jedenfalls.“

Wir lachten beide. Irgendwie schien es möglich zu sein. Denn ich arbeitete ja ununterbrochen.

Ein paar Tage später besuchte sie mich im Atelier. Nach einigen Tassen Espresso und nachdem wir ein wenig über meine Arbeit gesprochen hatten, begann sie mit ihren Fragen.

Was Du tun kannst, um ungehindert einzutauchen

„Wenn Du morgens Dein Atelier betrittst, was tust Du dann als erstes?“

Diese Frage überraschte mich.

Ja, was tat ich eigentlich, wenn ich mein Atelier betrat? Die Frage hatte ich mir noch nie bewusst gestellt.

„Ich sehe meine Arbeit an und habe sofort alles andere vergessen“, antwortete ich lachend. Aber im Ernst: Was tat ich wirklich, wenn ich mein Atelier betrat?

Mache Dir Deine eigenen Mechanismen bewusst

Gegenüber meiner Arbeitswand hatte ich schon vor vielen Jahren einen uralten Korbsessel platziert. Ein ausgesprochen hässliches Ding. Inzwischen war er so windschief, dass ich immer mehr Kissen in eine Ecke der Sitzfläche stopfen musste, damit ich trotzdem einigermaßen gerade sitzen konnte.

Jedes Mal, wenn ich darauf Platz nahm, rechnete ich damit, dass er zusammenbrechen würde. Was er nicht tat.

Durch sein fortgeschrittenes Alter gab er merkwürdige Knack- und Knirsch-Geräusche von sich. Auch, wenn ich mich längst wieder von ihm erhoben hatte, knackte und knirschte er noch Minuten später weiter.

Obwohl er unansehnlich und ganz offensichtlich rückenschädigend war, wusste etwas in mir, dass ich ihn keinesfalls gegen ein anderes Möbelstück austauschen durfte. Ich brauchte diesen Korbsessel!

Sobald ich dort saß, entspannte sich etwas in mir. Meine Antennen stellten sich auf. Ich legte meine Arme auf die unbequemen Armstützen und umfasste die hölzernen Rundungen mit meinen Händen.

Ich ging auf Empfang. Für mich war das ein vollkommen normaler Vorgang. So funktionierte Malerei nun mal eben. Punkt.

Ich saß einfach nur still da und betrachtete meine Arbeit. Ich wartete darauf, dass von irgendwo eine Anweisung kam, welchen Schritt ich als nächstes tun sollte.

Meistens formte sich schon nach wenigen Minuten dazu ein Gedanke.

Dann sprang ich sofort auf, setzte die „Anweisung“ um und nahm wieder Platz. Das wiederholte ich solange, bis ich richtig im Flow war.

Von da an kamen die Anweisungen schneller, als ich sie umsetzen konnte.

Wie Du Dir selbst eine Brücke zur Kreativität bauen kannst

Spooky, oder?

„Nein, nein“, antwortete meine junge Freundin. Es amüsierte sie, als es mir langsam dämmerte, was in diesen Momenten wirklich passiert war.

„Du hast eine eigene Kreativitätstechnik für Dich entwickelt“, beruhigte sie mich.

Von da an achtete ich bewusst darauf, jeden Morgen als erstes in meinem Korbsessel Platz zu nehmen.

Ich machte alles genau wie bisher. Der einzige Unterschied war, dass ich mir jetzt der Tatsache bewusst war, dass ich mich damit in den Flow-Zustand brachte.

Als ich ein paar Monate später mein nächstes Projekt startete, in dem ich in nur vier Wochen zwanzig, zum Teil großformatige Bilder schaffen wollte, sorgte ich in meinem temporären Atelier, einem großen Mehrzweck-Raum in einer Behinderten-Werkstatt, als erstes dafür, dass ich einen bequemen Stuhl gegenüber meiner künftigen Arbeitswand platzieren konnte.

Worauf Du abfährst, entscheidet über Deinen Flowzustand

Überhaupt hatte ich inzwischen die Wichtigkeit erkannt, dass ich mir den Raum genauso einrichtete, wie ich es von zu Hause gewohnt war.

Obwohl dieser Stuhl keine gefährlich klingenden Geräusche von sich gab, funktionierte meine „Technik“ trotzdem.

Ich arbeitete jeden Tag mehr als 8 Stunden an bis zu 10 Formaten gleichzeitig. Dementsprechend chaotisch mutete der Anblick an, wenn ich am nächsten Morgen den Raum betrat.

Völlig ruhig und mit der tiefen inneren Gewissheit, dass alles gut ist und ich von außen gelenkt und gesteuert werden würde, nahm ich als erstes auf meinem Stuhl Platz und entspannte mich.

Die wundervollen und überaus freundlichen Mitarbeiter*innen der Einrichtung hatten schneller als ich selbst verstanden, was ich brauchte. Neben meinem Stuhl wartete jeden Morgen bereits ein Tablett mit Wasserflasche, einem Glas, einer Kanne Kaffee und einem Teller mit selbstgebackenen Keksen.

Ich durchlief jeden Morgen exakt dieselben Schritte in der gleichen Reihenfolge: Tasche abstellen, Mantel zusammenfalten und darüberlegen. Arbeitsklamotten anziehen. Eine ganz bestimmte Musik aus meiner Musikbibliothek anschalten. Kaffee einschenken, Keks in den Mund stecken und mein Hinterteil langsam auf den Stuhl sinken lassen. Kurz die Augen schließen und ankommen. Wichtigster Schritt: Kopf ausschalten. System abschalten. Schluckreflex, Kauen, Augen auf Bilder richten. Punkt.

Im Nachhinein habe ich mich manchmal darüber gewundert, dass ich nicht ein einziges Mal während der 4 Wochen Panik bekommen hatte, ich könnte mein Pensum nicht schaffen.

Heute weiß ich, dass ich mich einfach vertrauensvoll meinem „kreativen Kanal“ überlassen hatte. Ich habe ein paar simple Mechanismen in Gang gesetzt. Dann konnte alles durch mich hindurchfließen.

Funktioniert Kreativität so?

Ich bin davon überzeugt: Ja. Genauso funktioniert Kreativität.

Du schaffst ein äußeres und inneres Umfeld, damit sich Dein Kanal öffnen kann und lässt los. Alles andere passiert.

„Jetzt spinnst Du aber total, Barbara“, denkst Du vielleicht. Kann sein. Aber was soll ich sagen: Es funktioniert. Du kannst es selbst probieren.

Funktioniert diese „Technik“ nur in der Malerei?

Vor einem Jahr begann ich mit dem Schreiben. Etwas in mir wollte, dass ich endlich meine Lebensgeschichte aufschreibe, die mir bis dahin wie ein großes Mysterium vorgekommen war. Vielleicht nur, um mir Klarheit zu verschaffen. Ein paar Antworten zu gewinnen. Vielleicht für meine Nachfahren. Vielleicht würde ich die Geschichte eines Tages veröffentlichen. Was mit dem Manuskript passieren sollte, war mir nicht wichtig. Ich verspürte einfach den starken Drang, mein Leben aufzuschreiben.

Bevor ich startete, schaute ich mir ein paar Tutorials auf YouTube an, denn ich hatte keine Ahnung, wie man gut schreibt. Sie trugen Überschriften wie „Wie schreibt man ein Buch“ oder „6 Schreibtipps für angehende Autoren“ und noch einige andere Videos, deren Titel ich inzwischen vergessen habe.

Besonders aufmerksam wurde ich bei dem Ratschlag, dass ich zunächst sorgfältig und liebevoll meinen Schreibplatz einrichten soll. Dass ich möglichst regelmäßig, am besten jeden Tag, eine bestimmte Anzahl von Wörtern schreiben soll. Am besten immer zur selben Zeit.

Ich sollte zunächst die letzten ein bis zwei Absätze vom Vortag lesen und dann einfach drauf losschreiben.

Ich stutzte. Das war nichts anderes als meine Kreativitätstechnik, die ich aus der Malerei kannte.

Ich folgte den Anweisungen aus den Videos und schrieb jeden Tag zur selben Zeit 1.500 – 2.000 Wörter. Manchmal schrieb ich auch bis zur Erschöpfung weiter. Nach nur wenigen Monaten hielt ich, noch etwas ungläubig, ein 300-Seiten-Manuskript in den Händen.

An manchen Tagen glühte ich vor Erregung und geriet emotional an meine Grenzen. Ich hatte mich wieder an Abschnitte und Situationen meines Lebens erinnern müssen, die bis dahin komplett verschüttet und vergessen gewesen waren. An solchen Tagen brauchte ich mitunter Stunden, bis ich mich nach dem Schreiben wieder beruhigt hatte.

Aber ich hatte mich für das Schreiben selbst nicht anstrengen müssen. Ich öffnete jeden Tag um Punkt 10:00 meine Word-Datei, atmete durch und begann wie von Zauberhand zu schreiben. Ohne, dass ich mir vorher darüber Gedanken gemacht hatte.

Oft wusste ich auch anschließend nicht mehr, was ich zu Papier gebracht hatte.

Kreativität funktioniert immer auf dieselbe Art und nach ein paar ganz einfachen Regeln

Unser aller Leben besteht aus einer Vielzahl von Aktivitäten, Lebensumständen, Situationen. Wir interagieren mit anderen Menschen, wir gehen vielleicht noch Broterwerb-Jobs nach.

Wenn Dir klar ist, wie Du Deine Kreativität mit einfachen Mitteln aktivieren kannst, dann bist Du weniger frustriert und fühlst Dich weniger hilflos Deinen Lebensumständen ausgeliefert.

Ich habe mich früher oft gefragt:

Wie zur Hölle soll ich das anstellen, nach einem Tag in einem langweiligen Job oder vor einem Termin, der nichts mit Kunst zu tun hat, mich auf schöpferische Arbeit einzulassen?

Nun, diese Frage stellte sich nicht mehr, seit ich weiß, dass ich mich mit ein paar einfachen Schritten in einen Zustand bringen kann, in dem ich wunderbar kreativ arbeite.

Wie Du Dir eine Brücke von Alltag zur kreativen Arbeit baust

Während Du gewisse vorbereitende Aktivitäten absolvierst, kann Dein gesamtes System umschalten.

Ich möchte an dieser Stelle unbedingt betonen, dass Kreativität natürlich nicht nur in der Kunst, sondern überall dort stattfindet, wo wir Menschen als Schöpfer unterwegs sind: Wo wir einen neuen Gedanken oder eine Idee kreieren, Systeme aller Art entwickeln, unternehmerische Strukturen schaffen, wissenschaftliche Entdeckungen machen, etwas erfinden und vieles mehr.

Natürlich findet Kreativität statt, wenn wir Kunst schaffen. Jedenfalls sollte das idealerweise der Fall sein.

Hier deshalb meine 7 besten Tipps, wie Du Dir mit ganz einfachen Mitteln eine Brücke vom Alltag zum ungehinderten Zugang zu Deiner Kreativität bauen kannst:

  1. Schaffe Dir ein Arbeitsumfeld, in dem Du Dich rundum wohlfühlst bzw. was Dich entsprechend triggert: Das darf auch ein ungemütlicher Stuhl, ein in jeder Hinsicht kalter Raum oder ein schräg klingendes Musikstück sein, wenn Dir das einen Zugang zu Deiner Kreativität verschafft.
  2. Arbeite, wenn möglich, immer zur selben Tages- oder Nachtzeit. Probiere aus, welche Deine beste Zeit ist.
  3. Schaffe Dir für kreative Arbeit eine Regelmäßigkeit, eine Routine. Am besten täglich, wenn das Deine Lebensumstände erlauben.
  4. Sei Dir bewusst, dass Du zuerst diverse „Brücken-Tätigkeiten“ absolvieren darfst, bevor Du Deine Kanäle voll auf Empfang stellen kannst. (Z. B. Immer dieselbe Tasse mit Deinem Lieblingsgetränk füllen, an denselben Platz stellen. Dieselben Klamotten anziehen, Musik einschalten. Die Reihenfolge der Aktivitäten beibehalten. Deiner Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.)
  5. Alle möglichen Störquellen wie Handys etc. ausschalten. Bitte Dein Umfeld darum, Dich während der Zeit Deiner kreativen Arbeit auf keinen Fall zu unterbrechen. Kommuniziere Dein Anliegen klar und unmissverständlich. Du hast ein Recht auf Dein Schöpfertum!
  6. Gönne Deinem System nach jedem kreativen Arbeits-Abschnitt eine Pause und Zeit zum Herunterfahren.

Neuesten neurowissenschaftlichen Untersuchungen zufolge möchte unser limbische System nicht mehr als 50 min am Stück arbeiten. Das limbische System ist der Teil unseres Gehirns, dem unter anderem die Bereiche Spiel und Kreativität zugeordnet werden. Am besten beobachtest Du Dich selbst. Wenn Du zum Beispiel mit dem Verschlimmbessern beginnst oder sich Dein Verstand helfend einschalten möchte, ist es höchste Zeit für eine Pause oder für den Feierabend. Dein Verstand soll sich auf das konzentrieren, was seine Aufgabe ist: Informationen auswerten;-))

  1. Vertraue auf Deine natürliche Fähigkeit zur Kreativität. Keine Panik. Jeder von uns hat diesen Kanal. Du musst nur dafür sorgen, dass er frei und zugänglich ist.

Mein Zusatz-Tipp für Dich

Mein System braucht jetzt zum Beispiel nach dem Schreiben des Blog-Beitrages dringend eine Pause. Mir fällt auch zu diesem Thema für heute nichts mehr ein;-))

Und deshalb kommt hier der letzte Tipp für Dich:

  1. Am Ende eines kreativen Arbeitsabschnitts benötigst Du wieder diverse Brücken-Aktivitäten. Das kann bedeuten, dass Du Deine Pinsel wäschst, dass Du Deinen Arbeitsplatz aufräumst. Dass Du die Musik abschaltest, das Fenster öffnest und Dich umziehst, auch wenn Du zu Hause arbeitest. Beende einfach alles, was Dich mit Deiner kreativen Arbeit verbindet. Gehe über die Brücke zurück in Deinen Alltag und zu Deinen Mitmenschen. Diese Tätigkeiten können durchaus bis zu 30 Minuten dauern. 

Der Vorteil: Du nimmst Deine kreative Arbeit gedanklich nicht mit in Deinen Alltag und lässt nicht zu, dass zum Beispiel Dein Verstand immer weiter an einem Bild herumbasteln möchte.

Kennst Du diese Situationen, dass Du nachts aufwachst und meinst, endlich DIE Lösung für Dein Bild etc. gefunden zu haben? Dein Gehirn ackert nämlich nachts unentwegt weiter und bemüht sich, aus dem Verstand heraus Problemlösungen zu entwickeln. Am nächsten Morgen stellst Du frustriert fest, dass Dir Dein Verstand einen riesigen Streich gespielt hat. Denn die angeblich so tolle Lösung entpuppt sich bei Lichte betrachtet als totaler Flop.

Entspann Dich und lasse die Lösungen zu Dir kommen

Wenn Du es schaffst, dass Du einen kreativen Tages-Abschnitt vollständig loslassen kannst, kannst Du zu 100% in Deinen anderen Lebensbereichen präsent sein.

Zum Beispiel gehe ich jetzt endlich duschen und ziehe mich an, denn es ist bereits 13 Uhr. Uups!

Wenn ich meine Mittagspause absolviert habe, werde ich mich garantiert nicht mehr gedanklich mit den Inhalten des Blogbeitrages beschäftigen.

Ich setze mich dann auf meinen ganz speziell mit 3 Kissen ausgepolsterten Platz auf meiner Couch und schließe die Augen. Dort warte ich auf neue Anweisungen für den Nachmittag. Von wo? Tja, ich weiß nicht. Keine Ahnung. Von oben vielleicht?

Ich wünsche Dir auf jeden Fall einen jederzeit weit offenen kreativen Kanal für alle Deine wundervollen Vorhaben.

Und vergiss niemals:

Die Welt braucht genau Dich und Deine Kunst!

Deine Barbara

P.S. Bitte schreibe mir Deine Fragen, Anregungen und Meinungen in den Kommentar.

Vielleicht möchtest Du auch Deine eigenen Erfahrungen zum Thema mit mir teilen. Ich freue mich und bin gespannt.

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